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Gluten und Laktose – Was steckt hinter Unverträglichkeiten?
Ob Gluten oder Laktose: Vielen Menschen bereiten Lebensmittel mit diesen Zutaten Verdauungsprobleme. Was hinter dem Bauchalarm steckt und wie Sie ihn abstellen.
Einfach lecker genießen – ohne Verdauungsprobleme, das ist keinenfalls selbstverständlich. Ob Übelkeit, Blähungen, Durchfall, Kopf- und Bauchschmerzen: Wer auf Gluten im Getreide oder Laktose in Milchprodukten krankhaft reagiert, muss mit diesen Beschwerden rechnen. Die Stoffe gelten häufig als Auslöser von Unverträglichkeiten. Selbst Menschen, die sie eigentlich gut vertragen, vermeiden sie häufig lieber aus Angst, sie könnten eventuell doch Symptome auslösen. Gerade leidgeplagte Reizdarmpatient:innen sind da sehr unsicher. Auch, weil über Lebensmittelunverträglichkeiten viele Falschinformationen kursieren. Was steckt wirklich dahinter, und wie bekomme ich heraus, ob ich betroffen bin?
Unverträglichkeiten werden vererbt
Laut Umfragen ist mittlerweile die Hälfte der Deutschen überzeugt, an einer Laktoseunverträglichkeit zu leiden, sprich Milchzucker nicht zu vertragen. Seriöse Schätzungen gehen dagegen davon aus, dass nur 10 bis 20 Prozent der Bevölkerung tatsächlich eine Gluten- oder Laktoseintoleranz aufweisen; und dieser Wert scheint im Laufe der Jahre nicht zu steigen. Medizinisch betrachtet handelt es sich dabei um eine genetische Eigenschaft, das heißt, wir vertragen bestimmte Nahrungsmittelbestandteile nicht, weil unser Körper nicht in der Lage ist, diese zu verdauen. Diese Eigenheit erben wir von unseren Eltern und geben sie an die Kinder weiter, wenn Vater oder Mutter diese Unverträglichkeit haben.
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Vorsicht bei Diätprodukten
Viele greifen dennoch aus Vorsicht zu den (häufig deutlich teureren) Produkten ohne Laktose und Gluten. Das ist aber aus gesundheitlichen Gründen oft nicht nötig. Wer seinen Geldbeutel schonen möchte, sollte ärztlich abklären lassen, ob eine echte Unverträglichkeit vorliegt. Experten weisen immer wieder darauf hin, dass es nicht sinnvoll ist, entsprechende Diätprodukte zu kaufen, wenn man die Stoffe gut verträgt. Eine Laktoseintoleranz lässt sich recht einfach nachweisen; dafür ist der sogenannte H2-Atemtest (Wasserstoffatemtest) notwendig: Der Betreffende bekommt Laktose in Wasser aufgelöst zum Trinken. Anschließend wird der Gehalt an Wasserstoff in der Ausatemluft gemessen. Und der erlaubt Rückschlüsse auf eine Intoleranz. Alle anderen dürfen, zumindest aus gesundheitlichen Gründen, gerne bei Brot und Joghurt zugreifen.
Zöliakie dagegen ist eine chronische Autoimmunerkrankung. Gluten löst hier eine Entzündung der Darmschleimhaut aus – die Darmzotten bilden sich zurück und lebenswichtige Nährstoffe werden nicht mehr ausreichend aufgenommen. Betroffene müssen eine strenge lebenslange glutenfreie Diät einhalten. Allerdings leiden nur etwa ein Prozent unter Zöliakie; wesentlich mehr sind von der einfachen Unverträglichkeit betroffen. Für die Diagnose der Zöliakie ist ein Test maßgeblich, der bestimmte Antikörper (Immunglobulin) im Blut bestimmt. Den sollten immer Fachleute machen, die auf Magen-Darm-Erkrankungen spezialisiert sind. Es gibt auch Selbsttests. Deren Aussagekraft und Genauigkeit ist allerdings umstritten. Und nicht jeder kann und will sich etwa selbst Blut aus der Fingerkuppe entnehmen. Daher: Lieber in der Arztpraxis abklären lassen.
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Achtung - Unterschied!
Die Glutenunverträglichkeit ist keine Krankheit, sondern im medizinischen Sinn eine bestimmte Art Allergie. Bei der Aufnahme von Gluten bildet der Körper mehr Antikörper, weil er den Stoff fälschlicherweise als Gefahr sieht. Hier ist es sinnvoll, auf glutenfreie Produkte zurückzugreifen.